Dienstag, 26. Oktober 2010

Kirche... Kirche. Kirche?!

Ueber den krassen Unterschied zwischen Kirche in Deutschland und Kirche in Brasilien.
Kirche in Deutschland ist Sonntagmorgens auf ner’ kalten Bank sitzen und halbschlafend Worte auf sich einprasseln lassen (zumindest meistens). Kirche in Brasilien ist Sonntagsabends ein stuendchen singen, tanzen und seine Freunde treffen.

Okay, das ist jetzt vielleicht ein bisschen krass ausgedrueckt, aber so in etwa stimmt es schon. Meine Familie hier ist streng katholisch, und bis jetzt bin ich immer (jaaa, jeden Sonntag!) mit ihnen in die katholische Kirche gegangen, und bis auf so ein paar Rituale habe ich da keinen riesigen, grundlegenden Unterschied zu Deutschland gemerkt. Die unbekannten Rituale kommen dann auch von den Unterschieden zwischen katholischer und evangelischer Kirche, und nicht von dem Land. Wie auch immer, letzten Sonntag waren meine Eltern nicht da, Bruna und Giovani haben heimlich geschwaenzt und ich war morgens sowieso im Clube. Also keine Kirche. Hat mich erstmal ziemlich gefreut, da die Messe fuer mich hier wirklich unendlich langweilig ist. Erstmal ist alles auf Portugiesisch, aber dann so ein kirchliches Portugiesisch, wovon ich wirklich nicht viel verstehe. Dann muss man ungefaehr noch die Haelfte der Messe stehen, und mit 10-Zentimeter Absaetzen wird das dann auch ungemein laestig. JA, hier muss man sich fuer die Kirche auch uebertrieben schick machen. Wie auch immer, irgendwie kam ich Sonntag Mittag im Gespraech mit einer Freundin dann auf das Thema. Sie ist evangelisch und ueberredete mich, abends mit ihr in die evangelische Kirche zu gehen. Und ERNSTHAFT, das ist SO anders! Also erstmal ist die evangelische ‘Kirche’ hier viel kleiner. Das ist kein riesiger, kalter Steinklotz, sondern eher wie ein normaler Raum in dem eine Wand fehlt, mit Plastikstuehlen bestuekt. Dann wird Musik abgespielt, alle Leute in der Kirche singen und tanzen mit, winken begeistert mit ihren Armen. Was sowohl auf die katholische, als auch auf die evangelische Kirche hier zutrifft, ist einfach das Leute JEDER Altersgruppe in die Kirche gehen, und die Kirche eigentlich auch immer voll besetzt ist. In dem Gottesdienst in dem ich letzten Sonntag war, haben danach Kinder einige Geschichten erzaehlt, was vorgespielt und -getanzt (aber eigentlich sind sie nur die ganze Zeit wie verrueckt durch die Gegend gesprungen, in ihren Kostuemen fuers Theater) und danach hat die Pfarrerin noch was aus der Biebel vorgelesen. Allerdings war das nicht so langweilig heruntergeleiert, und hat auch nur etwa 10 Minuten gedauert. Nach dem Gottesdienst spricht man dann noch mit allen Leuten die man da so kennt und geht zusammen was essen.

Die Kirche hier in Brasilien wird noch mit viel mehr Leidenschaft gelebt, ist viel naeher am Menschen dran. Fuer die meisten Jugendlichen hier ist es selbstverstaendlich das Gott existiert, und vielleicht ist es auch der Glaube, der ihnen so unglaublich viel Optimismus gibt. Wir deutsche Jugendliche sind in der Beziehung ja eher gegen die Kirche, viele verbittern dadurch ein bisschen. Ich glaube zwar wir sind naeher an der Wirklichkeit dran’, aber wen interessiert schon die Wirklichkeit, wenn man nicht gluecklich damit ist?

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